Eine Woche mit dem Tesla S
Vorspiel
Mein Arbeitgeber hat vor ca. 1,5 Jahren einen Teil unserer Firmenflotte mit einigen Tesla Model S elektrisiert. Einer davon wird als Poolfahrzeug allen interessierten Kollegen zur Verfügung gestellt, die keine persönlich zugeordneten Tesla S fahren. Dies hat für ein recht großes Echo in der Presse gesorgt. Es gab sogar ein Interview mit unserem Geschäftsführer im ADAC Magazin.
Im vergangenen August hatte auch ich dann das Vergnügen eine Woche lang den Tesla Model S 85 zu fahren. Da ich zeitgleich auch Urlaub hatte, haben wir dann auch gleich mal die Langstreckentauglichkeit mit einer Fahrt von Karlsruhe nach Paderborn getestet.
Die Übergabe fand an einem zentralen Parkplatz in Karlsruhe statt, da ein Kollege von mir zuvor mit dem Auto unterwegs war. Ich bin anschließend noch am letzten Arbeitstag mit dem Tesla zum Kunden gefahren. Dieser bietet praktischerweise für alle Mitarbeiter kostenlose Lademöglichkeiten im firmeneigenen Parkhaus an. Leider sind dies nur Ladestecker mit normaler Schuko Steckdose. Da lädt der Tesla natürlich recht langsam.
Der Tesla macht schon einen großen Spaß. Die direkte Verfügbarkeit vom vollen Drehmoment und der daraus resultierenden Beschleunigung sind schon stark. Das ruhige Dahingleiten im fließenden Verkehr ohne störende Motorgeräusche macht das Auto im Alltag sehr komfortabel. Die schieren Dimensionen des Tesla waren anfangs etwas Gewöhnungsbedürftig, denn aktuell fahre ich ja noch einen Audi A3.
Und die Langstrecke?
Am nächsten Tag sollte dann die Fahrt nach Paderborn anstehen. Nachdem wir unser Gepäck in den riesigen Kofferraum geladen haben und ich das Navi mit der Zieladresse programmiert habe, konnte es losgehen. Das Navi vom Tesla hat uns dann erstmal zum Supercharger in Hirschberg geführt. Dort sollten wir für 10 Minuten aufladen und dann weiterfahren. Wir haben aber einen etwas längeren Stopp eingelegt und nach einem Kaffee noch ein paar Minuten mit einem anderen Tesla Fahrer gefachsimpelt.
Mit etwa 350 km Reichweite ging es dann weiter in Richtung Paderborn. Auf dem Autohof Mücke gab es den nächsten Supercharger, den wir ansteuerten. Auch hier haben wir die Ladeweile genutzt und uns erstmal mit etwas essbaren versorgt und einen weiteren Kaffee getrunken. Als wir dort ankamen, war die einzige Ladesäule im Schatten von einem Diesel SUV belegt, dessen Fahrer zurückkam, als ich gerade den Ladestecker im Tesla versenkt habe. Ich habe ihn dann mal freundlich darauf hingewiesen, dass es sich hier um Parkplätze / Ladesäule für Elektroautos handelt.
Eigentlich hätten wir mit der Ladung durchfahren können bis Paderborn, aber ich wollte die nächste Lademöglichkeit auf der Strecke noch mitnehmen, da die Infrastruktur in und um Paderborn noch nicht wirklich gut ausgebaut ist. Der nächste Supercharger ist in jede Richtung derzeit noch mindestens 100 km entfernt. Da für den Abend aber auch noch eine Fahrt nach Bielefeld angesagt war, wollte ich mit so viel Reichweite wie möglich in Paderborn ankommen.
Die häufigen Stopps haben natürlich einiges an Zeitverzögerung gebracht und letztendlich haben wir sicherlich 1,5 Stunden länger als sonst für die Strecke benötigt. Ein weiteres Manko, was bei uns beiden für etwas Unmut gesorgt hat, waren die doch recht unbequemen Sitze im Tesla. Ich hatte doch schon recht starke Rückenschmerzen, als wir dann letztendlich in Paderborn ankamen. Meine Frau war ziemlich genervt und so war die Stimmung auch etwas angespannt.
Infrastrukturprobleme
Nach dem Ausflug nach Bielefeld kamen wir recht spät mit einer Restreichweite von 90 km in Paderborn an. Da mit diesem Wert der nächste Supercharger nicht Erreichbar gewesen wäre, habe ich mir vorgenommen am Sonntagvormittag an einer der möglichen Ladesäulen Strom zu tanken. Vorab hatte ich mir zwei Möglichkeiten direkt in Paderborn und eine Notfalllösung etwas außerhalb, bei Altenbeken herausgesucht.
Die erste Ladesäule der RWE befindet sich auf dem Gelände eines Autohauses in der Nähe des Paderborner Bahnhofs. Leider war diese vom Autohaus mit Neufahrzeugen zugestellt, ein Umstand der schon öfter bemängelt wurde. Glücklicherweise war der Tesla mit einem extralangen Ladekabel ausgestattet, so dass ich mich quer vor die Fahrzeuge stellen konnte und trotzdem die Säule erreicht habe.
Ich hatte mir vorab die App von Plugsurfing auf das iPhone geladen und konnte damit dann die RWE Säule nutzen und bezahlen. Nachdem ich den Ladevorgang gestartet habe, wollte ich mich eigentlich abholen lassen und drei Stunden später einen vollgeladenen Tesla wieder abzuholen. Doch leider hat mich da die Ladesäulentechnik der RWE einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn sobald ich den Tesla verriegelt hab, brach der Ladevorgang ab. Also blieb mir da leider nichts anderes übrig, als drei Stunden im Tesla zu sitzen und darauf zu warten, dass das Fahrzeug vollgeladen ist. Zum Glück hat mein Vater die spontane Idee gehabt, mich dort zu besuche. So haben wir dann zusammen im Auto gesessen und ein wenig gequatscht.
Am Nachmittag sind wir dann noch ein wenig in Paderborn unterwegs gewesen und haben dann am Montagmorgen noch etwa 350 km Reichweite gehabt. Damit sind wird dann auf dem Rückweg bis zum Autohof Mücke gefahren, wo wir dann in der Ladezeit eine längere Mittagspause eingelegt haben. In Hirschberg haben wir noch einen kurzen Stopp am Supercharger in Hirschberg eingelegt.
Zurück in Karlsruhe
In den restlichen Tagen sind wir dann noch etwas innerhalb von Karlsruhe unterwegs gewesen. Da hier in die Ladeinfrastruktur deutlich besser ausgebaut ist, hatte ich genügend Möglichkeiten auch kürze Stopps mit Ladezyklen zu nutzen. Z. B. hatten wir ja für das kommende Wochenende unsere Reise nach Italien geplant und ich wollte noch zum ADAC, um die entsprechende Vignette für Österreich, sowie die Tickets für die Fahrt durch den Felbertauerntunnel zu kaufen. In der Nähe der ADAC Geschäftsstelle in Karlsruhe gibt es eine Ladesäule der EnBW. Der Pooltesla ist mit einer entsprechenden Nutzungskarte ausgestattet und so konnte ich dann die Zeit dort nutzen.
Auch der Besuch der Schlosslichtspiele am Karlsruher Schloss war dank der EnBW Säule im Parkhaus eine gute Gelegenheit, etwas Strom zu tanken. So stressig ich die Ladesituation aufgrund der mangelhaften Infrastruktur in Paderborn empfand, so entspannt sah das Ganze dann in Karlsruhe aus. Hier gibt es gefühlt Ladesäule an jeder Ecke.
Am Freitag haben wir dann gemeinsam den Tesla zurück nach Stuttgart gebracht. Ein Kollege hat dort schon sehnsüchtig gewartet, da er mit dem Wagen zu einem eMobility Event fahren wollte. Mit dem entsprechenden Branding des Fahrzeugs sind solche Events natürlich immer ein gutes Werbemittel. 🙂
Mein Fazit
Tesla fahren mach Spaß! Jedoch gibt es doch noch einige Kompromisse, die man eingehen muss. Langstrecken sollte man etwas genauer planen. Schwierig wird es aber, wenn man in eine infrastrukturell schlecht erschlossene Region fährt. Das hat mich schon etwas gestresst. Vor allem die Rückfahrt von Bielefeld nach Paderborn und dann die Ungewissheit, ob das mit dem Laden in Paderborn selbst alles klappt, hat mich ziemlich beunruhigt. In Karlsruhe selbst empfand ich die alltägliche Nutzung deutlich entspannter.
Was ich als störend empfand, war die Tatsache, dass das Navi auf eine Onlineverbindung angewiesen ist. Der Tesla ist zwar mit einer Daten SIM ausgerüstet und empfängt über diese die Kartendaten für das Navi, Systemupdates und auch Internetradio. Leider kam ich während der Fahrt nach Paderborn in eine Region, wo ich kaum Empfang hatte und dadurch keine Kartendaten nachgeladen wurden. Da ich die Strecke ja gut kenne, ist das nicht wirklich ein Problem, aber in unbekanntem Gebiet sieht das wahrscheinlich schon anders aus. Im gesamten gefällt mir da die Navilösung aus dem A3 (MMI Plus) deutlich besser und ist für mich stimmiger.
Die Abrechnung des Ladevorgangs an der Säule in Paderborn ist übrigens mit einem Zeitverzug von 2 Monaten erfolgt und die Ladung hat mich 25,45 € gekostet. Da der Ladevorgang mehrfach abgebrochen ist, wurden entsprechend mehrere Ladevorgänge gelistet.
Beim nächsten Mal möchte ich aber unbedingt auch mal das Autopilot Feature testen, das Tesla mit einem Systemupdate vor einiger Zeit nachgeliefert hat. Unser Pool Tesla hat dieses auch bekommen und so werde ich wohl bald mal wieder für einige Tag zum Tesla Fahrer. Vorraussichtlich Mitte September ist es wieder soweit.